Tía Hanna packt mit an


Seit Anfang November hat die Kinderhilfe Fortaleza eine neue Mitarbeiterin: Hanna, Studentin an der Uni Marburg, wird uns in den nächsten Monaten in Fortaleza unterstützen. Nach einer ersten Eingewöhnungszeit gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen Ana und Ritinha im Haus der Kinderhilfe Fortaleza, findet sich Hanna nun langsam in Land, Sprache und vor allem den brasilianischen Arbeits- und Lebensrhythmus ein. Vieles läuft vollkommen anders als ursprünglich geplant, Unvorhergesehenes gehört zur Tagesordnung und dass die Busfahrt von Hannas Wohnung im Zentrum bis in die Favela schon einmal bis zu zwei Stunden dauern kann, ist leider auch normal.

Schulalltag: eine helfende Hand für unsere Kinder

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Dennoch, so sagt uns Hanna, werden alle Strapazen durch die Arbeit mit den Kindern ausgeglichen. Die Kinder sind fröhlich, offen und schon nach ein paar Tagen sind sie Hanna um den Hals gefallen – was uns bekannt vorkommt und sehr freut! Hanna hat damit begonnen, jeden Vormittag in der Schule mit anzupacken, die unsere Kinder besuchen. Die Schule „Centro Educacional de Nossa Senhora Das Dores“ ist nur 300 Meter vom Haus der Kinderhilfe Fortaleza entfernt, das aktuell renoviert wird (mehr über die Schule hier >>).

Hanna verbringt die meiste Zeit in einer Klasse, die von „unseren“ Kindern Larissa, Emanuel, Vitoria und Samily besucht wird. Die Lehrerin ist für die Unterstützung dankbar, da den Kindern die individuelle Betreuung merklich gut tut. Für Hanna wiederum ist es ein hilfreicher Einstieg, um sich in die brasilianische Bildungskultur, das Schul- und Lehrsystem sowie in die Sprache einzufinden. Nachmittags unterstützt sie Ana bei der Hausaufgabenbetreuung der Kinder und bei organisatorischen Aufgaben.

Herzerwärmendes Treffen mit den Kindern und Eltern

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Um nach den Kindern auch deren Eltern kennenlernen zu können, haben Ana und Ritinha vorgestern, am Samstag, den 21. November, alle in das Haus der Kinderhilfe Fortaleza zu selbst gebackenen Brownies und Cheesecake eingeladen. Das Wiedersehen mit den Eltern und Kindern war wie immer von Lachen und Fröhlichkeit geprägt, wobei Hanna sehr offen und freudig in Empfang genommen wurde.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Ana und Ritinha wurde Hanna ganz offiziell allen Versammelten vorgestellt. Dabei wurde auch erklärt, was Hannas wesentliche Aufgabe sein wird: Hanna wird mit den Kindern im Haus der Kinderhilfe Fortaleza lernen, kochen und spielen, Themen wie Kinderrechte, den Umgang mit Problemen und Konflikten besprechen und generell für sie da sein. Hannas Angebot stieß auf offene Ohren und die Eltern zeigten viel Interesse, da ihr Alltag von der Arbeit und den langen Wegen geprägt ist und kaum Zeit für die Kinder bleibt. Alle haben nun Hannas Handynummer. Zur Organisation der nächsten Treffen wurde kurzerhand eine Gruppe per WhatsApp eingerichtet – selbst in der Favela in Brasilien gehören WhatsApp, Facebook & Co. zum Alltag.

Sexualität, Drogen und Gewalt bleiben ein Thema

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Schon in Deutschland hatten wir Hanna mit ausreichend Zahnbürsten und Zahnpasta für die Kinder versorgt, die sie beim nächsten Themennachmittag zur Zahngesundheit verteilen wird. Das Thema ist uns besonders wichtig, da der Zusatz von Zucker in der brasilianischen Küche Gang und Gebe ist. Am Samstag überreichte Hanna jedem Kind und jedem Elternpaar einen persönlichen Brief von Julia und mir sowie Fotos von unserem letzten Besuch im Frühjahr 2014. Da weder die Kinder noch die Familien normalerweise Briefe erhalten und Fotos in den kleinen, brüchigen Häuschen der Favela einen ganz besonderen Stellenwert einnehmen, war uns klar, dass diese Form eines Grußes aus Berlin zu großen Emotionen führen würde. Schön, dass wir mit unserer Vermutung Hannas Bericht zufolge richtig lagen.

Für einen der nächsten Samstage ist ein weiteres Treffen mit den Größeren, den Oberschülern und Studenten, geplant, mit denen Hanna kochen und backen wird, ein offenes Ohr für ihre Sorgen haben und Themen wie Verhütung, Sexualität, Drogen und Gewalt diskutieren will. Und natürlich steht Weihnachten auch in Brasilien vor der Tür – und will auch im Namen der Kinderhilfe Fortaleza gemäß unserer dritten Säule „Freude“ gebührend gefeiert werden. Schließlich ist die brasilianische Kirche die größte Landeskirche innerhalb der römisch-katholischen Kirche und der Glaube für die Familien ein fester Bestandteil ihres Alltags.

Wenig Zeit – um so mehr Ideen

In unseren Gesprächen mit Hanna per Skype und WhatsApp entstehen laufend neue, zusätzliche Ideen. So auch heute wieder, als Hanna meinte, dass man den Kindern die Armut gar nicht unbedingt anmerken würde. Bei den Eltern sei dies viel offensichtlicher, wie etwa anhand der auffallend schlechten Zähne. So kamen wir auf die Idee, dass wir auch für die Eltern einmal einen „Mini-Kurs“ zum Thema Zahnhygiene und Zähneputzen organisieren müssten. Dann vielleicht mit Obst, statt mit Kuchen

Leider kommen wir mit unserer Arbeit häufig nicht so schnell voran, wie wir es gern hätten. Ehrenamtlich tätig zu sein, bedeutet ja leider meistens, die Zeit neben dem eigentlichen Berufsalltag finden zu müssen. Um so mehr freuen wir uns und sind wahnsinnig dankbar, dass Hanna ihr studienbegleitendes Praktikum bei uns in Fortaleza machen wird. So oft wie möglich werden wir von ihren Erlebnissen mit den Kindern, den Jugendlichen und dem Leben in der Favela berichten. Hanna, herzlich willkommen und OBRIGADA!

Carolin Strunz freut sich über Kommentare und Fragen zu dem Artikel: cs@kinderhilfe-fortaleza.de

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