Die Lage entspannt sich leicht


Nach prekären Monaten aufgrund der Corona-Pandemie wird nun auch in Brasilien die Situation langsam besser. Alle Kinder gehen endlich wieder zur Schule, der Präsenzunterricht steht wieder an der Tagesordnung. Monatelang wurde gar nicht oder nur online unterrichtet, was mehr schlecht als recht funktionierte. Internetverbindungen sind in der Favela unzuverlässig und die Mobilgeräte, welche die Kinder benutzen, sind meistens alt oder funktionieren nur eingeschränkt. Da die Schulen geschlossen waren, gab es natürlich auch kein Schulessen. Unsere Pakete mit Lebensmitteln, Hygiene- und anderen Haushaltsmitteln stellten für die Familien eine große Hilfe dar, siehe Foto.

Die Impfkampagne ist in voller Fahrt. Wie in den meisten Ländern wird auch in Brasilien abhängig von Alter und Gesundheitszustand priorisiert. Die Regierung übernimmt die Kosten und verschickt Einladungen zum Impftermin. Ritinha, unsere treue Seele vor Ort und 66 Jahre alt, wurde bereits im April geimpft (siehe Foto, „Ich habe die erste Impfung erhalten“). Bis Ende September sollen selbst 12- bis 17-jährige geimpft werden.

Ana, unsere zweite treue Seele vor Ort und 39 Jahre alt, hat sich leider noch bevor sie geimpft wurde mit dem Coronavirus infiziert. Wie vielen anderen ging es ihr nicht gut. Abgeschlagen, erschöpft, Fieber – die klassischen Symptome. Sie sagte uns: „Das war ein Schock, dabei habe ich so aufgepasst! Das Schwierigste war, niemanden anzustecken und die Menschen in meiner Umgebung zu schützen, während es mir so schlecht ging. In vollkommener Isolation, aber keiner darf dir helfen – und hier in der Favela auf so engem Raum war das wirklich schwierig.“

Leider hatte Ana noch länger mit den Folgen der Infektion zu kämpfen. Wochenlang fühlte sie sich schlapp, hatte Muskelschmerzen und war schnell erschöpft. Mittlerweile ist sie wieder fit und geimpft. Auf dem Foto von ihrem Impftermin zeigt sie demonstrativ ihre politische Haltung nach dem desaströsen Verhalten der Regierung während der Pandemie: „Ich habe Covid besiegt. Es lebe die öffentliche Gesundheitsversorgung (SUS = Sistema Único de Saúde). Er nicht – Bolsonaro raus!!!!“ Er nicht oder Ele Não hat sich als Schlagruf gegen die Bolsonaro-Regierung etabliert.

Nun sind die großen Ferien auch in Brasilien vorbei und wir hoffen, dass sich der Schulbetrieb bald wieder normalisieren wird – mit Präsenzunterricht, Schulessen und Hausaufgabenbetreuung. Alles sind zentrale Bestandteile im Leben unserer Kinder, die ihnen helfen, einem Tagesrhythmus nachzugehen und die umfassende Versorgung zu erhalten, die wir uns für sie wünschen.

Wir tun unser Möglichstes, um die Kinder, ihre Familien, Ritinha und Ana zu unterstützen – die Pandemie macht das Leben in der Favela noch schwerer als es eh schon ist. Doch wie immer werden wir auch diese Herausforderung meistern und danken für Ihre und Eure Unterstützung, die dringender denn je gebraucht wird.